von Günter Bentele
Eine kurze, gleichwohl etwas oberflächliche Antwort auf diese Frage könnte lauten: weil in Deutschland bislang kein Kommunikationskodex für PR- und Kommunikationsverantwortliche existiert (Link zur DRPR-Entwurfsfassung). Eine etwas differenzierte Antwort lässt sich in folgenden zehn Punkten formulieren:
1.) Ohne Normen und Werte können Gesellschaften nicht funktionieren. Historisch haben sich auch für Berufe und später Professionen, die sich aus Berufen herausgebildet haben, spezifische Werte und Normen entwickelt.
2.) Ein wichtiges Merkmal aller Berufe, die den klassischen Professionen angehören oder die danach streben, eine Profession zu sein, sind ethische Normen und Richtlinien. Rechtliche Normen reichen in der Regel nicht aus, Antworten und Lösungen auf und für alle Fragen beruflichen Verhaltens zu geben, das Bürgerliche Gesetzbuch und auch das Strafrecht wären mit solchen Ansprüchen überfordert.
3.) PR- und Kommunikationsfachleute, Angehörige des Berufsfelds, das auch in Deutschland mit sehr verschiedenen Begriffen (z.B. Public Relations, Öffentlichkeitsarbeit, Organisationskommunikation, Kommunikationsmanagement) bezeichnet wird, und damit auch Akteure dieses Felds, die spezialisierte Teilaufgaben wahrnehmen (z.B. Pressearbeit, Finanzkommunikation, interne Kommunikation, Lobbying), diejenigen Personen also, die innerhalb von Organisationen aller Art (Unternehmen, Verbänden, NGOs, Parteien, etc.) oder als Dienstleister (z.B. in Agenturen oder als Kommunikationsberater) für Organisationen und Personen kommunizieren, tragen durch ihr Kommunikationsverhalten auch Verantwortung für das Ansehen und die Reputation der entsprechenden Organisationen, für die sie – durchaus als Interessenvertreter – tätig sind. Werte und Normen, denen das Individuum folgt, reichen für ihre berufliche Tätigkeit nicht aus, für den Beruf werden allgemeinere Richtlinien dazu benötigt, zu entscheiden, was beruflich erlaubt ist und was nicht. Wir sprechen hier von Professionsethiken, also Werten und Normen der Selbstregulierung von Professionen.
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